Seit etwa einem halben Jahr nun gehe ich morgens an meinen Bach.
Er schlängelt sich direkt an meinem Zuhause vorbei und bildet da in seiner Form ein kleines u. U wie umhüllend…wie passend!
Schon als ich das erste mal den Ort betrat, wusste ich, ich bin richtig hier.
Dieser Gedanke wurde noch ein zweites Mal gedacht, etwa zwei Jahre später von einem anderen Menschen. Gänsehaut überzieht meinen Körper, wenn ich daran denke.
Mein Bach, ich nenne ihn einfach mal so, lehrt mich das Leben und ich ihn. Er erzählt mir vom Kommen und Gehen, von der reißenden Flut, die riesige Steine zu transportieren vermag, dem kleinen Bächlein, das der Trockenheit trotzt und darum weiß, dass die Fülle alles ist. Ich erzähle ihm von mir, meinen Träumen, Wünschen, Ängsten, Erlebnissen und den Menschen.
Er flüstert mir seine Geschichten zu, lässt mich mit seinem lauten und manchmal weniger lauten Rauschen teilhaben an seiner Welt, ist einfach da und ich teile meine Geschichten mit ihm. Wir nähren uns gegenseitig.
Nie hätte ich gedacht, dass ich das einmal tun würde. Doch das Leben will immer wieder neu betrachtet werden und neu geschrieben.
Nun, der Bach und ich wir sind connected. For sure.
Richtig bewusst wurde mir das, als ich gestern nach der Vollmondnacht morgens bei -6 Grad in sein Wasser stieg, um zu baden. Für alle, die nun denken, unmöglich - das tut sie nicht, sage ich nun, ja das tut sie doch!
Ihr mögt mich für verrückt halten, doch ich liebe es. Die einzige Schwierigkeit dabei ist der Einstieg, da die Felsen frieren und das Runterklettern etwas tricky machen. Gestern rettete mich ein Grasbüschel vor dem Rutsch in die Tiefe. Holy …. Da polterte mein Herz ganz laut. Alles gut gegangen, behütet und geführt.
Bin ich erstmal richtig angekommen, mit beiden Füßen im Wasser stehend, geht’s richtig los. Ich tauche ganz ab ins kühle Nass, das übrigens nicht so kalt ist wie die Außentemperatur und spüre sofort seine Wärme. Richtig gelesen. Wärme!
Ich kann es nicht anders beschreiben, denn ich fühle mich zu Hause, wohlig eingehüllt und kein bisschen frierend.
Etwa zwei Minuten genieße ich den Zustand dieses Seins mit meinem Bach. Meine Beine beginnen dann zu zittern, obgleich mir nicht kalt ist und in meinem Kopf wird’s still. Einzig die Natur und ich sind hier präsent.
Irgendwann ist es Zeit diesen Zustand wieder zu verlassen und aus dem Wasser zu gehen. Ein Britzeln auf der Haut, die Füße spüren die Kälte der gefrorenen Felsen und Grasbüscheln unter sich und ein freudiges Lachen in meinem Gesicht - so laufe ich meiner warmen Dusche entgegen. Ich genieße jeden Moment dieses morgendlichen Rituals.
An diesem einen Vollmondmorgen gestern badete ich bewusst in seinem Mondlichtwasser.
Da fiel mir auf, wie sehr ich mit meiner Natur doch Teil von Mutter Natur bin, gar nicht getrennt von allem, das mich umgibt. Im Grunde war ich verbunden und gleichzeitig näher bei mir als ich jemals zuvor war.
Selbst wenn ich kaum in Worte fassen kann, was dieses Gefühl von Verbundenheit und Zuhausesein für mich bedeutet, so mag ich dir mit dieser Geschichte sagen, dass alles immer von zwei Seiten betrachtet werden kann. Es mag arschkalt sein und unmöglich erscheinen das Baden im Eiswasser zu genießen. Und doch ist es so.
Du kannst eines der schönsten Gefühle dabei empfinden oder dich zu Tode ängstigen davor und in Abwehrhaltung etwas über dich ergehen lassen.
Alles hat zwei Seiten.
Wir können wählen.
Weil wir einen freien Willen besitzen.
Und dann leben wir diese Entscheidung in Freude oder eben nicht 🌈🌈
Das ist der Knopf im Kopf, den es zu lösen gilt. Wieder heißt es dafür loszulassen alte Gewohnheiten, Muster und Glaubenssätze. Denn wer sagt denn, dass das Leben anstrengend sein muss und nicht einfach nur leicht und schön sein kann?
Das Mondlichtwasser hat mir dies zugeflüstert. Und nun flüstere ich es dir zu.
Mögest du Freude haben in dir.
In Verbundenheit
Karin ❤️
ÜBER MICH
Karin Kastler
Karin Kastler ist Mittlerin zwischen den Welten. Stets verbunden mit der Natur empfängt und transportiert sie Botschaften mit ihrer Kunst und Musik. Farben und Klänge sind ihre Welt. Sie fließen durch sie und erreichen so Menschen, die darauf gewartet haben.
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